Nuweiba Beduinen Sinai

Nuweiba: Beduinen als Guides für den Sinai

Wir haben 1992 mehrere Touren mit Beduinen als Guides in den Sinai gemacht. Hier will ich einigen Erfahrungen festhalten, die wir mit Beduinen erlebt haben. Vielleicht hilft es auch anderen Reisenden solche Touren zu planen und sich auf Herausforderungen einzustellen.

Anreise: Von Hurghada per Boot in den Sinai

Wer in den Sinai will, kann von Hurghada aus starten. Dort gibt es sowohl einen Flughafen, als auch einen Hafen, bei dem man per Boot übersetzen kann. Bevorzugt werden „Fähren“, deren „Captain“ das regelmäßig macht, was etwas Vertrauen am Leben hält. Gute Ziele für Touren mit Beduinen sind Dahab und Nuweiba.

Bei uns war die Reise nach Dahab entspannt und die ersten Eindrücke von Sinai (vom roten Meer aus) überwältigend. Von dort aus ging es dann per Taxi nach Nuweiba.

Beduinendorf in Nuweiba

1992 war das Beduinendorf in Nuweiba kaum mehr als eine Ansammlung wild gebastelter Hütten am Strand. Beduinen duldeten dort auch Nubier, ein paar Isrelis, Ägypter und natürlich Touris, denen man das Geld aus der Tasche ziehen konnte.

Hüttendorf Nuweiba

Der erste Weg war ins örtliche Polizeipräsidium, um sich dort mit Namen und Pass anzumelden. Sollte wohl als „Sicherheit“ dienen – wenn man im Sinai verschwand, gab es wenigstens nen Namen.

By the way: Beduinen betrachten sich nicht als Ägypter – diese werden nur geduldet, solange sie nicht allzu sehr nerven.

Wilde Freimauerer

Story am Rande: Mein Freund und ich haben uns gewundert, warum hinter dem Dorf jede Menge halbfertige Mauern standen. Ein Stück Wüste damit zu umzäunen schien und halbwegs sinnlos zu sein. Dennoch wurden damit scheinbar irgendwelche „Grundstücke“ umschlossen, auf denen nichts stand.

Freimaurer im Sinai

Es schien, als ginge den wilden „Freimauern“ regelmäßig das Geld oder die Steine aus. Und so zogen sie unverrichteter Dinge von dannen. Nur um den nächsten Dödel auf den Plan zu rufen, der den anderen die Steine klaute, um selbst eine halbfertige Mauer zu errichten.

Wilde Mauern im Sinai

So entstand eine Art Hindernisparcour für Spaziergänger. Zudem war den wilden Bauherren entgangen, Platz für Wege oder Straßen zwischen den Grundstücken zu lassen. Falls hier mal wirklich jemand sein Häuschen aufstellt, muss er über 100 Mauern springen, um zu seinem Anwesen zu kommen. Ein paar schlaue Freimaurer haben zwar an eine Art Tor gedacht, was allerdings wenig nutzt, wenn die meisten das vergessen.

Rotes Meer bei Nuweiba

Das Rote Meer gilt als eine der schönsten Tauchergegenden weltweit. Ebenso werden gerne Schnorchel an ungeübte Hobbytaucher verliehen, um die dortige Wasserwelt erforschen zu können. Unser Problem war eher überhaupt ins Wasser zu kommen, da der Strand recht flach ins Tiefenwasser übergeht und es überall von Leben nur so wimmelt.

Rotes Meer Strand

Bei jedem Schritt spritzen unzählige Meereskreaturen auseinander. Zudem sollte es einen „Stonefisch“ geben – der natürlich wie ein Stein aussieht – auf den man keinesfalls treten sollte. Keine Ahnung, ob wir veräppelt wurden – aber man weiß ja nie …

Daher brauchte ich eine gefühlte Ewigkeit, um überhaupt ins tiefere Wasser zu kommen. Und das Schnorcheln am Riff, war auch nur ein kurzer Spaß, da mich bald darauf – in kurzem Abstand – ein Hai überholte. Zugegeben – ich bin eine Landratte und mag keine Fische, die beißen können. Schon gar nicht, wenn sie meine Größe haben.

Beduinen anheuern – Mit dem Scheich verhandeln

Wer Beduinen als Führer anheuern wollte, musste damals bei deren Scheich vorstellig werden bzw. die nötigen Verhandlungen führen. Wir haben uns den „Chef“ vom Happyland ausgesucht.

Happyland Scheich in Nuweiba

Hier wurden wir sehr höflich und gastfreundliche empfangen. Als Ehre galt ins „Männerhaus“ eingelassen zu werden, um mit dem Scheich persönlich zu sprechen.

Story am Rande: Ich hatte damals lange Haare und so hielten mich die Beduinen für die Frau meines Freundes. Da ich mich recht selten rasierte, wuchs mir ein kleiner Bart – außerdem habe ich eine ziemlich tiefe Stimme, ein breites Kreuz und sichtbare Muskeln. Es hat es nicht lange gedauert, bis die Beduinen meinen Freund fragten, warum er mit so einer hässlichen Frau unterwegs ist.

Dummerweise wird man als Frau komplett ignoriert, was mir gehörig auf die Nerven ging. Erst als ich einen Beduinen etwas durchschüttelte, glaubte er mir, dass unter den langen Haaren ein Mann steckt.

Anmerkung für Frauen: Als Frau konnte man damals nicht nur keinerlei Respekt von den Männern erwarten (höchstens als Ehefrau eines muskulösen Germanen), sondern man galt zudem als „Hure“. Denn für Beduinen waren westliche Magazine „Pornos“ da leicht bekleidete Frauen zu sehen waren. Damit war klar – ALLE westlichen Frauen sind so. Nur wer als Frau eine strikte Kleiderordnung einhielt, d. h. man darf nichts als den Kopf sehen, wurde halbwegs höflich behandelt.

Zur Verhandlungstaktik ist anzumerken, dass man sich schon vorab informieren sollte, welche Preise für eine Tour als angemessen gelten. Normalerweise beginnt man mindestens mit dem drei- bis vierfachen Preis und streitet sich dann schrittweise bis zum doppelten oder einfachen Preis nach unten. Wichtig – gezahlt wird erst am Ende der Tour.

Kamele oder Jeep

Für den Sinai kann man zwischen Kamelen oder einem Auto als Transportmittel wählen. Touren mit Kamelen haben ihren eigenen Charme – wer aber mehr zu transportieren hat (z. B. Ausrüstung) sollte den Jeep wählen.

Zudem ist es ratsam den gesamten Proviant von den Beduinen besorgen zu lassen. Das geht erstens schneller und zudem zahlen sie den ägyptischen Preis (einfach) und nicht den Touristenpreis (doppelt bis vierfach).

Nette und wütende Beduinen

Wenn man erst einmal ein wenig mit den Beduinen unterwegs ist und sie respektvoll behandelt, tauen sie recht schnell auf. Sie werden redselig, sind zu Scherzen aufgelegt, meist gut gelaunt und höflich. Eine echte Verwandlung vom knurrigen Araber zum neugierigen Spielkind und Helfer.

Lagerleben mit Beduinen

Wer ihren Respekt verdient, wird auch in Geheimnisse eingeweiht. Hier zeigte uns unser Führer ein Beduinen-Versteck, was es wohl überall verteilt im Sinai gibt.

Geheimes Lager Beduinen

In diesen Verstecken legen die Beduinen Vorräte (d. h. Wasser, Essen und Waffen) an, damit ein anderer Beduine in der Not überleben kann. Diese Verstecke sind für Touris tabu – auch Beduinen dürfen sie nur im Notfall nutzen. Ich habe von zwei Engländern gehört, die sich an einem solchen Versteck bedient haben. Die Konsequenz war, dass sie eine Horde wütender Beduinen gejagt hat. Dem Tonfall und der Schilderung meines Führers entsprechend, halte ich ein Überleben der beiden für unwahrscheinlich. Tja – Traditionen sollte man kennen und achten.

Brotbacken und Aliens

Auf den Touren sorgen die Beduinen als Guides auch für das leibliche Wohl. Standard war bei uns immer Tee und selbstgebackenes Fladenbrot. Fladenbrot wird immer frisch gemacht, d. h. sie machen ein kleines Feuer – kratzen die Glut auseinander – Teig rein – Glut drauf und etwas warten.

Am Ende wird das fertige Brot ausgegraben und der Sand rausgeklopft. Schmeckt erstaunlich lecker – nur knirscht es auch ab und an beim Essen. Daher mein Tipp: Wer nicht mit solchen „hygienischen“ Umständen klarkommt, sollte erst gar nicht mit Beduinen in den Sinai reisen.

Hier tauchte auch unser kleines Alien auf. Erst dachte ich, dass ein Blatt durch die Gegend rennt – was in der Wüste äußerst merkwürdig ist. Aber dann entdeckten wir, dass das „Blatt“ Beine hat. Was es ist, weiß ich bis heute nicht.

Oasen – Treffpunkte und Wasserstellen im Sinai

Neben den wunderschönen Wadis steuerten wir mit den Beduinen regelmäßig Wasserstellen und Oasen an.

In Oasen werden nicht nur die Wasservorräte wieder gefüllt – es sind auch soziale Treffpunkte für Beduinen.

Und so sieht ein Brunnen in der Oase aus. Hier wurde ziemlich tief ausgeschachtet und mit einer Motorpumpe das wertvolle Wasser nach oben gefördert.

Bei größeren Oasen werden auch allerei „Dinge“ angepflanzt und mit Reisenden getauscht / verkauft.

Der Müll wird ordentlich in einer kleinen Grube gesammelt …

Müllgrube im Sinai

Für Service ist gesorgt – unser kleiner Beduine bestand darauf uns zu rasieren!

Beduinen Service Rasieren

Gruselige Snacks für Kamele

Wer die Wadis im Sinai durchquert, wundert sich anfangs, dass an bestimmten Stellen seltsame Bäume wachsen.

Das spezielle an diesen Bäumen ist, dass sie riesige Dornen haben. Die Beduinen brechen dort meist kleine Zweige fürs Lagerfeuer ab.

Als ich sah, dass mein Kamel anfing die Dornenzweige zu schnabbeln, war ich zuerst erschrocken, da ich dachte, dass diese Dornen das Kamel töten könnten. Die Beduinen lachten nur, denn diese gruseligen Dornenzweige tun dem Kamelen nicht – sondern sind deren Snacks.

Damit bin ich mit unseren kleinen Reisebericht mit Beduinen im Sinai am Ende. Vielleicht war etwas Hilfreiches dabei, dass auch andere Reisende gebrauchen können.

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