Wer nach Ägypten reist, will natürlich auch die Hauptstadt Kairo – schon allein wegen Nähe zu den Pyramiden von Gizeh – sehen. Ich will hier von meiner Reise im Winter 1992 und meinen Eindrücken berichten, so wie ich sie damals erlebt habe.
Millionenmetropole Kairo
Vorab sei gesagt, dass ich vorher mit meinem Freund im wunderschönen Sinai Bergsteigen und Wandern war. Vielleicht kann man sich daher vorstellen, dass die Ankunft in Kairo schon einen krassen Unterschied markiert. Vom ruhigen Landleben mit den Beduinen hin in eine Millionenmetropole, die aus allen Nähten platzt.
Kurz nach dem Irakkrieg 1991 war auch in Ägypten überall noch reichlich Militär unterwegs, dass alle Busse nach Kairo kontrollierte. Als Deutscher hatte man aber einen Stein im Brett – allerdings aus etwas seltsamen Gründen.
Es hat mich aber ein wenig Zeit gekostet, bis ich kapiert habe, was die Ägypter mit „Hitl gut“ überhaupt meinten. Hitler war also gleichauf mit Saddam Hussein als Vaterfigur ziemlich beliebt. Zudem schwärmten viele vom deutschen General Rommel, der den Engländern im 2. Weltkrieg in Afrika ordentlich eingeheizt hat, was den Ägypter wohl gut gefiel. Diese Storys hörte ich recht häufig – wohlgemerkt 50 Jahre nach dem Weltkrieg.
Abgestiegen sind wir in einen – nach deutschen Verhältnissen eher ärmlichen – Hotel, von dem aus wir unsere Touren planten.
By the way: Unser Hotelzimmer hatte einen Deckenventilator, der – wen wundert es – falsch angeschlossen war. Stufe 1 war aus, Stufe 2 eine steife Brise und bei Stufe 0 (Aus) wurde daraus eine Art Hubschrauber, der einen Orkan erzeugte und sich derart bedenklich rund um seine Halterung drehte, dass man befürchten musste, von ihm im Bett erschlagen zu werden.
Wecker braucht in Ägypten niemand, denn bereits um 6 Uhr morgens ruft der örtliche Muezzin zum Gebet. Das Ganze mit einem fetten Verstärker, der bis zur Verzerrung aufgedreht ist, damit ihn niemand überhört. Diese Schmerzfreiheit gegenüber Lautstärke ist allgemein üblich. Wenn ein Ägypter Musik hört, dann wird grundsätzlich aufgedreht, bis der Lautsprecher flattert – je mehr es kracht und krächzt, desto besser.
Baukunst in Kairo
Bei unseren ersten Touren fiel mir die moderne „Baukunst“ der heutigen Ägypter ins Auge. Bei den windschiefen Verschlägen (von einheimischen „Häuser“ genannt) fragt man sich schon, wie diese Jungs es fertigbrachten Pyramiden zu bauen.
Gebaut wird gnadenlos – jemand fängt unten an und die Verwandten klöppeln oben noch ein paar Stockwerke drauf – bis es für jeden reicht. Der Witz ist, dass es tagsüber zu heiß zum Arbeiten ist, d. h. es wird nachts bei spärlichem Licht gebastelt. Ob die Wand dann gerade – oder eher ein Halbkreis wird – fällt erst am nächsten Tag auf.
Fernsehturm in Kairo
Wer die Stadt möglichst weit überblicken will, kann den Fernsehturm in Kairo besuchen. Dort kann man bis auf die Spitze hochfahren und das Panorama von Kairo bewundern.
Der „Nebel“, der auf den Panoramabildern von Kairo zu sehen ist, kommt nicht etwa vom schlechten Wetter. Meinen Spekulationen zu Folge wird die Dunstglocke einerseits durch den regen Verkehr erzeugt und andererseits vom „Töpfer-Viertel“.
Töpfer-Viertel in Kairo
Im Töpfer-Viertel werden alte Autoreifen genutzt, um die Öfen in Gang zu halten. Mein erster Eindruck war, dass das Töpfer-Viertel gerade abbrennt – aber falsch gedacht – die heizen nur ein. Da mein Freund Handwerkskunst gerne mag, wollte er unbedingt mit mir dorthin, um die dort ansässigen Töpfereien selbst in Augenschein zu nehmen.
Eigentlich hätte man auf dem Hinweg schon skeptisch werden sollen. Überall brennt es und die Gegend sieht aus, als wäre sie gerade zerbombt worden. Letztendlich war das „Töpferei-Viertel“ ein Slum, indem die Menschen in Erdlöchern wohnten. Also nix für zwei ahnungslose Germanen, die friedlich ein paar Töpferarbeiten bewundern wollten.
Long Story short: Wir wurden von Kinderbanden aufgelauert, die uns steinigen und anschließend ausrauben wollten. Gerettet hat uns ihr schlechtes Zielwasser und ein netter ägyptischer Arzt, der uns bei der Flucht aktiv unterstützt hat.
Hilfe für die Armen
Grundsätzlich braucht man als Deutscher schon ein dickes Fell, um mit der Armut in Kairo klarzukommen. Ich erinnere mich noch daran, wie mich jemand auf dem Bürgersteig in Kairo sitzend auf einem Skateboard überholte. Erst auf den zweiten Blick fiel mir auf, dass ihm drei Gliedmaßen fehlten, d.h. nur noch einen Arm hatte, mit dem er überhaupt etwas tun konnte.
Allerdings gibt es eine Art „sozialen Kodex“, bei dem die „Reichen“ den Armen gegen eine (noch so kleine) Dienstleistung etwas abgeben sollen. Quasi eine Art die Bettler zu erziehen und ihnen dennoch zu helfen, d. h. jemanden ohne Gegenleistung nur um Bakschisch (Almosen) anzubetteln ist eher verpönt. Die Armen sollen was kriegen, aber auch etwas dafür tun – wobei „die Tür aufhalten“ oder „kurz ein Gepäckstück tragen“ hier schon als angemessene Leistung verstanden wird.
Wir wollten das natürlich unterstützen und so kam ich auf die dümmste Idee ever – meine Schuhe auf der Straße putzen zu lassen. Da ich mich während der Putzaktion mit meinem Freund unterhielt, bekam ich nicht mit, dass der Ägypter meine Schuhe bemalte – sprich mit irgend einer roten Farbe einpinselte. Bezahlt habe ich ihn am Ende zwar trotzdem, aber mich auch reichlich über meine Blödheit geärgert.
Mein Tipp: Wenn du einem Ägypter einen Auftrag gibst, dann behalte ihn im Auge, damit du ihn im Notfall zurückpfeifen kannst.
Ägyptisches Museeum
Ein echtes Highlight ist natürlich das ägyptische Museeum in Kairo. Für jeden, der sich für die ägyptische Götterwelt und die Geschichte Ägyptens interessiert – IMO ein Pflichtbesuch.
Leider darf man im Museum selbst nicht fotografieren, daher kann ich nur ein paar Bilder von Außen zeigen. Aber die alten Kunstschätze sind atemberaubend – sowohl von der schieren Menge, als auch von der Präsentation und Qualität der ausgestellten Antiquitäten. Es gibt jedenfalls so viel zu sehen, dass man sich mindestens einen Tag für einen Besuch reservieren sollte.
Taxifahren in Kairo
Hier sehen Sie mich fröhlich in einem Taxi sitzen. Fröhlich, da wir nach zähen Verhandlungen um den Fahrpreis nicht völlig übers Ohr gehauen wurden und unwissend darüber, dass dieses Taxi keine Bremsen hat.
Sowas wie TÜV gibt es nicht – alles was beim Fahren nicht sofort auseinanderfällt, wird auf die Straße gebracht. Gebremst wird mit dem Motor – falls man scharf bremsen muss – einfach Motor ausschalten!